Tails on Fire Geschichte

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Die Huicholes sind ein indigenes Volk, das seit mehr als 500 Jahren im größten Gebirgskomplex Mexikos, der Sierra Madre Occidental, lebt. Die Mythen und Legenden der Huicholes erlauben uns einen Einblick in ihre überaus reichhaltige Kultur. Wie zum Beispiel diese Geschichte, welche die Inspiration für Tails on Fire war.

Im Norden von Jalisco lag ein kleines Dorf tief in den Bergen. Dort lebten alle Wesen in Einklang. Es war eine kalte Gegend, aber die Dorfbewohner und die Tiere hüteten das Feuer, welches ihnen Wärme und Trost in den kalten Nächten spendete.

Eines Nachts beschloss Iguana, der Leguan, das Dorf heimlich zu verlassen und das Feuer mit sich zu nehmen. Schon immer hatte Iguana das Feuer begehrt und nun wollte er es ganz für sich haben, immerhin hatte er es oft genug gehütet. Iguana brachte das Feuer zu seinem Versteck am Eingang einer Höhle hoch oben nahe des Berggipfels. Als die Dorfbewohner den Diebstahl bemerkten, versammelten sie sich verzweifelt. In der Ferne konnten sie das Licht des Feuers am Himmel sehen, während sie in der Dunkelheit ausharrten mussten. Nach und nach erhoben sich immer mehr Stimmen, die forderten, das Feuer zurückzuholen. Krähe und Kröte waren die lautesten unter ihnen. Aber auch die Menschen sehnten sich das Feuer zurück. Also wurde ein Plan geschmiedet, um das Feuer zurückzuholen, ohne dabei von Iguana entdeckt zu werden. Doch das war nicht so einfach.

Der Berg war so steil, dass kein Mensch den Gipfel auch nur ansatzweise erreichen konnte. Es wurden zahlreiche Versuche unternommen, doch alle scheiterten. Tlacuache, besser bekannt als Opossum, beobachtete die Anstrengungen der Dorfbewohner eine Weile. Sie galt als äußerst schlau und schließlich entsann sie selbst einen Plan, mit dem sie das Feuer ganz alleine zurückbringen wollte.

In einer sternenklaren Nacht begann Opossum mit ihrer Reise den Berg hinauf. Sie konnte gut klettern, also machten ihr der gefährliche Aufstieg nichts aus. Als sie Iguanas Höhle erreicht hatte, rollte sie sich sofort zu einem Ball zusammen und blieb so zwei Tage lang regungslos und still liegen. Iguana war zuerst alarmiert, aber er ahnte nicht, was es damit auf sich hatte. Und mit der Zeit ließ seine Aufmerksamkeit nach und er beachtete den merkwürdigen Fellball gar nicht mehr. Als er einschlief, verließ Opossum ihre Tarnung und schlich sich ans Lagerfeuer an. Nur wie sollte sie das Feuer mitnehmen? Da Iguana seine Augen jederzeit wieder öffnen könnte, steckte sie kurzerhand ihren Schwanz ins Feuer. Als die Flamme am Schwanz hell brannte, rannte Opossum panisch den Berg hinab und nahm das ersehnte Feuer mit sich.

Der wütende Iguana erwachte und begann, Steine und Unrat nach ihr zu werfen, doch Opossum war bereits außer Reichweite. Erbost nahm Iguana die Verfolgung auf und er rannte so schnell wie der Wind. Fast hatte er Opossum eingeholt, als Opossum plötzlich und unerwartet leblos zu Boden fiel. Iguana wollte sie ergreifen, aber er fand kein Zeichen von Leben mehr an ihr. Er trat das Feuer am Schwanz von Opossum aus und brüllte laut: „Du dummes Opossum, das Feuer gehört mir, mir alleine. Ich bin der König des Himmels und nur ich soll es besitzen, während alle anderen neidisch zu mir aufblicken … hahahaha!“ Dann ging er zufrieden, wenn auch etwas verwirrt, zurück zu seiner Höhle. Man sagt, dass Opossum an diesem Tag das Fell an ihrem Schwanz für immer verloren hatte.

Unten im Dorf hatten die Tiere und Dorfbewohner die schreckliche Verfolgung am Berg mitangesehen. Sie weinten und trauerten über den Tod des mutigen Opossums. Doch da erhob sich Opossum plötzlich. Mit den wenigen Kräften, die ihr noch geblieben waren, kletterte sie zurück ins Dorf und präsentierte einen Rest Glut, welchen sie aus Iguanas Lagerfeuer gestohlen und in ihrer Bauchtasche versteckt hatte. Von diesem Tag an hatten die Huicholes und die Tiere in Sierra Madre Occidental endlich ihr Feuer zurück. Die Feierlichkeiten nahmen kein Ende, sie aßen gekochtes Essen und konnten in den kalten Nächten wärmer schlafen.

Daher wird das schlaue und mutige Opossum noch heute als Symbol der Weisheit verehrt.

Dies ist eine freie Version der Geschichte, welche die Huicholes in vielen verschiedenen Varianten erzählen. Solche Geschichten entstammen den Erzählungen der Vorfahren der Huichol und der Darstellungen der Kunsthandwerker dieses indigenen Volkes. Die Dankbarkeit der Huicholes gegenüber Opossum hat bis heute überdauert und wer in die Sierra de Jalisco in Mexiko reist, kann mit eigenen Augen sehen, wie sehr dieses indigene Volk das Opossum liebt.

Note

Die Huicholes haben ihre traditionellen Sitten und Gebräuche stets beibehalten. Sie wurden seit ihrem Entstehen zur Zeit der spanischen Kolonisierung weder von der Entwicklung anderer Völker oder durch die aufkommende Technologisierung beeinflusst. Sie konnten ihre Bräuche, ihren Glauben und ihre Religion dank der Kunst beibehalten, die sie immer begleitet hat und in der sie viele Ereignisse von ihren Anfängen bis heute festgehalten haben.
Die Huicholes begannen mit der Herstellung von Kunsthandwerk als Opfergabe an die Götter.

Heute ist die Huichol-Kunst weltweit bekannt für ihre Garnmalereien und Accessoires aus Chaquira und Microchaquira, großen und kleinen Perlen.

Wixárika (Huichol) Garnmalerei, Bild von Juan Carlos Fonseca Mata, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Weiterführende Links

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