Through the Designer’s Notes, Teil 2 – Vlaada Chvatil

In meinem letzten Beitrag schrieb ich darüber, wie sich die Anführer aus einem meiner älteren Prototypen in Through the Ages schlichen. Ihr wundert euch wahrscheinlich auch über die Wunder. Aber bevor ich darauf eingehe, schulde ich euch noch eine weitere Erklärung.

Who Leads the Nation

Selbst wenn ihr die zufällige Herangehensweise an die Auswahl der Anführern akzeptiert, die ich zuvor beschrieben habe, fragt ihr euch vermutlich immer noch: Warum zum Teufel ich dachte, dass Aristoteles, James Cook oder Sid Meier Anführer einer Nation seien? Nun, das habe ich nicht. In meinem tschechischen Prototyp wurden sie „osobnosti“ genannt, was „Persönlichkeiten“ oder „große Personen“ bedeutet. Ihre Kartentexte waren nicht als Auswirkungen ihrer Führung gedacht, sondern vielmehr als der Einfluss und ihr Vermächtnis, die jahrhundertelang die gesamte Nation beeinflussten. Die Nation hatte nur einen Anführer, zeitlos und überragend – dich.

Als Jason, unser Übersetzer, sie als „Anführer“ übersetzte, war ich damit nicht zufrieden. Er argumentierte, dass es viel einfacher und leichter zu verstehen sei, sie „Anführer“ zu nennen als „große Personen“, und sich die Leute daran gewöhnen würden. Ich war mir nicht sicher, aber ich stimmte widerwillig zu. Zum Andenken nennen wir sie in allen tschechischen Versionen des Spiels noch immer „osobnosti“.

Beim Schreiben des Handbuches für die neue Version bin ich erneut darüber gestolpert. Ich habe versucht, klar zu machen, wie es gemeint war (im Abschnitt über Anführer steht geschrieben: „Ein Anführer ist eine große historische Persönlichkeit, die ein Spieler als geistigen Anführer seiner Zivilisation wählt. Dessen Vermächtnis verleiht besondere Fähigkeiten und Vorteile.“)

Aber künstliche Drum-rum-Erklärungen funktioniert nicht gut. Sie werden Anführer genannt, daher gelten sie auch als Anführer. Wir zeigen den aktuellen Anführer sogar als Spieler-Avatar in der digitalen Spielversion (und diese hat man normalerweise auch vor Augen, wenn man sich an seine Mitspieler erinnert), und wenn Leute das Spiel spielen, scheinen sie zu akzeptieren, dass eine Nation von Shakespeare angeführt wird. Zumindest ich habe mich daran gewöhnt – Jason hatte recht. 🙂

And Those Wonders

Wie ihr euch denken könnt, hatte dieses alte Spiel auch Wunder; denn während es in einem Spiel mit Zivilisationsthema optional ist, große Persönlichkeiten zu haben, sind Wunder einfach ein Muss :). Obwohl viele Wunder aus diesem Spiel auch in Through the Ages vorkommen, waren die Abweichungen der Auswahl in diesem Fall viel größer. Ich könnte sagen, es lag daran, dass die Wunder sehr unterschiedlich funktionieren – sie waren nur aus drei Zeitaltern, sie waren von bestimmten Technologien abhängig, sie wurden auf unterschiedliche Weise ausgewählt und gebaut, sie gehörten zu einem bestimmten Gebiet usw. – aber um ehrlich zu sein, die Tatsache, dass ich nur gegoogelte Hintergrundbilder und kein handgezeichnete Illustrationen für die ursprünglichen Wunder hatte, machte die Entscheidung sie zu ändern um einiges einfacher. 🙂

Einige blieben aus offensichtlichen Gründen bestehen – wer würde eine Liste von Wundern ohne die Pyramiden oder die Chinesische Mauer machen? Es gab aber auch einige weniger typische, die zur ursprünglichen Auswahl gehörten.

Eines von denen, auf die ich damals stolz war, war das Internet. Man könnte fragen: Warum, das Internet ist doch ein typisches Wunder, das in den meisten Zivilisationsspielen vertreten ist? Aber zu der Zeit, als ich dieses Spiel designte, war Civilization III, in dem das Internet zum ersten Mal erschien, noch gar nicht veröffentlicht. Und ich sagte mir: Hey, gibt es etwas, das die Menschheit im letzten Jahrhundert mehr verändert hat als diesen sofortigen Zugang zu Informationen und die kostengünstige Möglichkeit, Inhalte für andere bereitzustellen? Sid Meier sollte das Internet als Wunder in seine Spiele einbeziehen. Ich werde es auf jeden Fall tun. 🙂

Wenn ich heute sehe, was Internet und soziale Medien den Menschen antun, bin ich nicht so begeistert, aber dennoch beeinflusst das Internet die Welt mehr als alles andere. Das muss nicht nur positiv sein. Das bringt mich zu Schnellimbisketten, einem weiteren Wunder, das aus dem ersten Spiel kam. Dieses seltsame „Wunder“ könnte einige Leute dazu bringen, meine Werte in Frage zu stellen :). Aber nein, ich bin kein regelmäßiger Mc-Taco-King-Was-auch-immer-Konsument. Die Idee war zu zeigen, dass die Kulturpunkte widerspiegeln, wie sehr sie die Welt beeinflussen, und dass es nicht objektiv positiv sein muss. Sie können Ihre Kultur durch große Künstler, durch Ihre Schwerter oder auch durch Hamburger verbreiten. Also habe ich Schnellimbisse auch in Through the Ages aufgenommen, als Symbol der Globalisierung, das die Welt mit Sicherheit sehr beeinflusst.

Übrigens waren Zeitalter III-Wunder in diesem alten Spiel interessanter, sie hatten einige starke und coole dauerhafte Effekte. Aber das hat einfach nicht gut funktioniert. Man kann Effekte nicht gut ausbalancieren, wenn man nicht weiß, ob sie fünf Runden oder nur eine Runde im Spiel sind. Es war eine gute Lösung, sie so zu ändern, dass sie lediglich „eine riesige Menge an Kultur geben, wenn sie fertiggestellt werden“. Ich habe einen Teil der thematischen Variabilität verloren, aber jetzt ist die Fertigstellung eines Zeitalter III-Wunders der wahre Höhepunkt des Spiels, während die Überlegung, ob sich ein Wunder noch „auszahlt oder nicht“ es nicht war. In der Erweiterung habe ich ein bisschen mehr herumgespielt und alle Wunder sind interaktiver, aber ich habe immer noch daran gedacht, dass ihre Hauptwirkung ein hoher Kulturwert sein sollte (im Fall von Manhattan-Projekt kann es sich um Kultur handeln, die durch einen Krieg gewonnen wurde). 🙂

Ah, ich habe gerade diese alten Karten durchgesehen und etwas gefunden, das ich bereits vergessen hatte. Die Freiheitsstatue war auch in diesem alten Spiel ein Wunder (in Through the Ages wurde sie in der Erweiterung hinzugefügt). Der ursprüngliche Effekt war jedoch anders – man musste sie auf dem Gebiet eines anderen Spielers bauen, dadurch erhielten beide etwas Kultur, aber wenn man sich gegenseitig angriff, erlitten beide eine enorme Kulturstrafe. Klingt vertraut? Ja, dieses Wunder war der erste Pakt im Spiel.

– Fortsetzung folgt –

Im Original erschienen auf blog.czechgames.com,
am 21. Mai 2020.

Mehr Infos zu Through the Ages findet ihr hier!