Interview mit Gathuldis (Snatch It!)

Vanessa Pietzka (geb. 1995) ist in den sozialen Medien unter ihrem Künstlernamen Gathuldis bekannt. Ursprünglich aus Marl, lebt sie mittlerweile in Krefeld und hat dort ein Studium im Bereich Kommunikationsdesign begonnen. Im Jahr 2022 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit und arbeitet seitdem als freiberufliche Illustratorin. Ihre kreativen Werke teilt Vanessa nicht nur auf Social Media, sondern auch live über Twitch-Streams.

Zusammen mit ihrem Partner Mr.Zombro bildet sie das kreative Duo Tintenkrach, über das sie YouTube-Videos veröffentlicht, auf Conventions unterwegs ist und eine eigene Website mit Online-Shop betreibt. Neben ihrer Leidenschaft für Illustration und Design liebt Vanessa Brettspiele, das Lesen und hat eine besondere Faszination für Kühe.

Für HeidelBÄR Games illustrierte sie das Familienkartenspiel Snatch It!, das 2024 erschienen ist.

1. Vanessa oder Gathuldis, was ist dir lieber, und wie kam es zu dem Namen Gathuldis?

Für mich ist beides in Ordnung, meistens werde ich einfach nur Thulde genannt, außer natürlich von meiner Familie. Der Name ist eher zufällig entstanden und die Geschichte ist unspektakulär: Ich wollte immer einen Künstlernamen, den man nicht direkt mit etwas anderem verbindet. Irgendwann stieß ich in einem Wikipedia-Eintrag (ich weiß nicht mal mehr, um was es ging) auf Gathuldis. Es bedeutet altgermanisch „die Geduld“, auch wenn ich nicht sagen würde, dass ich der geduldigste Mensch bin. Der Klang gefiel mir, und da der Name kaum Suchergebnisse hatte, habe ich ihn übernommen.


2. Wie gefällt dir die fertige Illustration von Snatch It!?

Die Illustrationen gefallen mir total gut! Ich hatte viel Freiraum und konnte meinen Stil komplett einbringen, was das Ergebnis sehr widerspiegelt.


3. Wie hast du reagiert, als die Anfrage für Snatch It! kam?

Überrascht, weil ich nicht so schnell mit einem Auftrag gerechnet hatte. Marina (Grafikdesignerin bei HeidelBÄR Games) hatte mich drei Monate zuvor auf der SPIEL in Essen angesprochen. Da ich Gesellschaftsspiele liebe, habe ich mich total gefreut – auch über die Herausforderung. Früher habe ich für meine Ko-Fi-Mitglieder monatlich Sammelkarten erstellt, was gut zu diesem Projekt passte.


4. Wie lief der erste Kontakt ab?

Der allererste Kontakt war auf der SPIEL in Essen. Marina entdeckte unseren Tintenkrach-Stand auf der Artist Alley und fragte uns nach einem Geheimtipp für die Toiletten. So kamen wir ins Gespräch. Ich gab ihr mein Portfolio mit und wir sprachen über die Sammelkarten, die ich am Stand ausliegen hatte.


5. War Snatch It! deine erste Spiele-Illustration?

Ja, das war meine erste Spiele-Illustration. Dementsprechend war ich aufgeregt und anfangs etwas überfordert. Ich liebe Brett- und Kartenspiele, weshalb ich mich riesig über diese Gelegenheit gefreut habe.

6. Wie unterschied sich die Arbeit mit HeidelBÄR Games von deinen bisherigen Aufträgen?

Meine bisherigen Aufträge waren meist von Privatkunden, mit selten festen Zeitplänen oder Deadlines. Bei Tintenkrach haben wir einen Kunden, für den wir das gesamte Corporate Design übernehmen – mein Partner für die Grafik und ich für die Illustrationen. Bei diesem Auftrag konnte ich meinen eigenen Stil einbringen, was sehr viel Spaß gemacht hat.


7. Welches Tier hat dir am meisten Spaß gemacht zu illustrieren?

Schwierige Frage! Ich liebe es, Tiere zu illustrieren, und konnte die Tiere größtenteils selbst auswählen. Wenn ich mich entscheiden muss, dann die Ameise. Ich liebe ihre kleinen Beinchen, und ich hatte beim Zeichnen direkt das Geräusch aus alten Cartoons im Kopf. Fun Fact: Eine Heidelbeere auf ihrem Rücken war als Easter Egg gedacht, aber der Bezug zu HeidelBÄR fiel mir erst später auf.


8. Welches Tier war das aufwendigste oder schwierigste?

Der Schwarm und die beiden Frösche auf dem Coverbild waren die größte Herausforderung. Beim Schwarm wusste ich nicht genau, wie ich ihn ohne viele Einzelmücken darstellen sollte und trotzdem das Tier erkennen ließ. Die Karte ist jedoch sehr ausdrucksstark geworden. Die Frösche im Sprung waren ebenfalls anspruchsvoll. Nach vielen Entwürfen wurde das finale Cover zu einem meiner Lieblingsmotive.

 


9. Was ist Tintenkrach?

Tintenkrach ist eine kreative Kooperation zwischen meinem Partner (Mr.Zombro auf Instagram) und mir. Wir beide sind Illustratoren und treten gemeinsam auf Conventions auf, betreiben einen YouTube-Kanal, eine Website und einen Online-Shop. Auf unserem Discord-Server veranstalten wir Zeichenabende und beantworten Fragen zu verschiedenen künstlerischen Themen.


10. Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Wild, zuckerwattig und frech, manchmal düster, aber immer mit knalligen Farben.


11. Was machst du gerne, wenn du mal nicht illustrierst?

Ich liebe es zu lesen, besonders Fantasy mit verwunschenen Welten und witzigen Dialogen. Walter Moers ist ein großes Vorbild. Ich spiele auch gern, besonders Zelda und Super Mario. Außerdem schaue ich gern Filme und Serien, von Trashfilmen bis Horror. Serien wie Hilda und Gravity Falls liebe ich ebenfalls. Manchmal spiele ich Magic: The Gathering, auch wenn ich da nicht mehr auf dem neuesten Stand bin. Brettspiele spielen wir regelmäßig mit Freunden, und aus all diesen Interessen ziehe ich Ideen und Kreativität.


12. Was würdest du gerne mal illustrieren?

Etwas mit Kühen, Aliens und 80s-Ästhetik wäre spannend! Ich würde auch gern eine Magic-Karte illustrieren, obwohl mein Stil wohl nicht ganz passt. Ein Albumcover wäre ebenfalls toll – es gibt so viele kreative Bereiche, die mich faszinieren.


13. Wie wird man Illustratorin, und wie bist du es geworden?

Mit viel Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen! Es gibt keinen festen Weg. Viele kommen über ein Grafikdesign-Studium, aber das ist keine Garantie für Aufträge. Das eigene Portfolio ist entscheidender. Ich habe mich während des Lockdowns selbstständig gemacht und begann mit Live-Zeichnungen auf Twitch, wo ich erste Aufträge für Emotes bekam. Später folgten Tattoo-Designs (in Absprache mit Tätowierern) und Conventions, wo ich mich mit anderen Künstlern vernetzt habe. Ohne Unterstützung wäre das alles kaum möglich gewesen.

14. Wie erstellst du deine Illustrationen?

Digital arbeite ich entweder mit dem iPad und Procreate oder, bei größeren Projekten, mit einem Wacom Cintiq und Clip Studio Paint. Skizzen mache ich oft zuerst im Skizzenbuch. Wenn ich traditionell arbeite, nutze ich verschiedene Medien wie Buntstifte, Aquarell oder Acryl-Gouache. Digital arbeite ich meist mit denselben Pinseln und Effekten.

15. Wie lange dauert durchschnittlich eine Illustration – von der ersten Idee bis zum fertigen Bild?

Das hängt von vielen Faktoren ab. Eine grobe Angabe ist schwierig, weil jedes Bild unterschiedlich aufwendig ist. Für eine Spielkarte von Snatch It! habe ich für die digitale Zeichnung allein etwa 2 bis 3 Stunden gebraucht.